Konservative Behandlung der Induratio penis plastica mit XIAPEX®
Bisher waren Operationen oft die einzige Lösung für einen krummen Penis. Bei den operativen Behandlungsansätzen ist vor allem zwischen einer Penislänge erhaltenden Operation und einer Penislänge verkürzenden Operationzu unterscheiden. In schweren Fällen der IPP und gleichzeitigem Vorhandensein einer erektilen Dysfunktion muss an einen Schwellkörperersatz (Penisprothese) gedacht werden. Durch den Einsatz der Kollagenase vom Bakterium Clostridium histolyticum (XIAPEX ®) können nun Patienten mit einer erworbenen Penisverkrümmung (Induratio penis plastica, IPP) auch konservative Behandlungsoptionen erfolgreich angeboten werden.
Hintergrund zur IPP
Unter einer IPP versteht man eine erworbene Penisverkrümmung, welche mit einer Plaquebildung am Penisschaft einhergeht. Die genaue Ursache für die Ausbildung einer IPP ist nicht vollständig geklärt. Die am weitesten akzeptierte Hypothese für die Entstehung einer IPP besagt, dass wiederkehrende Mikrotraumen bei genetisch vorbelasteten Patienten zu einer überschiessenden Heilungsreaktion auf der Tunika albuginea (Schwellkörperhaut) führen. Als Folge dieser abnormen Heilungsreaktion entsteht eine Plaque. Diese Plaque manifestiert sich als Knoten am Penis. Durch die Veränderung der Elastizität der Tunika albuginea kommt es zu den klassischen Deformierungen, welche man bei einer IPP sehen kann. Neben der Penisverkrümmung kann es zu Einkerbungsdefekten kommen und in schwer fortgeschrittenen Stadien kann auch die Potenz unter der IPP leiden.
Neben den funktionellen Problemen, welche durch die IPP entstehen (die Penetration während des Geschlechtsverkehr wird zusehends erschwert), kann auch die Psyche sehr stark betroffen sein, da die Veränderungen am Penis zu Depressionen führen können und eine negative Auswirkung auf das psychosexuelle Wohlbefinden des betroffenen Patienten haben kann.
Die IPP teilt sich in eine akute und chronische Phase der Erkrankung auf. In der akuten Phase können Schmerzen (in bis zu 40%) sowie immer wiederkehrende Veränderungen des Ausprägungsgrades der Verkrümmung geschehen. Die chronische Phase der Erkrankung ist durch ein Fehlen der Schmerzen und durch eine Stabilisierung der Verkrümmung für mindestens 3 Monate gekennzeichnet.
Behandlungsmöglichkeiten
Obwohl die IPP bis zu 10% der männlichen Bevölkerung betrifft ist es eine tabuisierte Erkrankung. Es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten, welche die Begradigung des Penis als Ziel haben und eine Verbesserung des psychosexuellen Status anstreben.
Bisher waren Operationen oft die einzige Lösung für einen krummen Penis. Bei den operativen Behandlungsansätzen ist vor allem zwischen einer Penislänge erhaltenden Operation (Inzision und Grafting Technik, z.B. nach den geometrischen Prinzipien der EGYDIO Technik) und einer Penislänge verkürzenden Operation (z.B. Nesbit Operation) zu unterscheiden. In schweren Fällen der IPP und gleichzeitigem Vorhandensein einer erektilen Dysfunktion muss an einen Schwellkörperersatz (Penisprothese) gedacht werden.
Bei der sogenannten Inzision und Grafting Technik wird die kurze konkave Seite der Penisverkrümmung eingeschnitten und verlängert. Man benötigt hierfür einen Patch bzw. ein Graft. Bei der klassischen Nesbit Operation wird die lange konvexe Seite der Penisverkrümmung so lange gerafft und verkürzt bis der Penis begradigt ist, dies führt unweigerlich zu teils belastenden Längenverlusten.
Konservative Behandlungsansätze mit Kalium-4-Aminobenzoat (POTABA), verschiedenen PDE 5 Hemmern, Vitaminen haben keine signifikante Erfolge verzeichnen lassen. Ebenso waren Therapieansätze mit der Iontopherese, Stoßwellentherapie und Injektionstherapien mit verschiedenen Substanzen nicht erfolgreich. Die Datenlage zu der Effektivität der konservativen Behandlungsansätze ist widersprüchlich und nicht überzeugend.
Clostridum histolyticum (XIAPEX®) als neue Option
Seit 2015 in den USA bzw. seit 2016 in Europa zugelassen, verändert die Kollagenase, welche aus dem Bakterium Clostridium histolyticum gewonnen wird die Behandlungsleitlinien der IPP. Der Handelsname jener Kollagenase ist XIAPEX®. Unter einer Kollagenase versteht man ein mikrobiologisches Enzym, welches Kollagen abbaut. Durch die direkte Injektion dieser Substanz in die Kollegenplaque wird der so genannte IPP Plaque im Idealfall abgebaut und die Elastizitätsverhältnisse der Tunika albuginea werden wieder verbessert. Dies führt zur Umkehr der klassischen Deformierten der IPP.
Der klassische Behandlungszyklus sieht vor, dass im Abstand von 24-72 Stunden zwei XIAPEX ® Spritzen appliziert werden. Danach kommt es in den nächsten 4-6 Wochen zum Penis Modelling, bei dem der Patient den Penis im Bereich der Plaque in die Gegenrichtung biegt. Dies soll den Aufbruch der Plaque zusätzlich antreiben.
Neue Erkenntnisse zeigen, dass modifizierte Behandlungsregime mindestens genauso gute Resultate erzielen wie die ursprüngliche Behandlungsempfehlung. Eine vor kurzem publizierte Studie zeigte, dass die Einzelgabe von XIAPEX ® gefolgt von 4-6 wöchigem Modelling genauso effektiv ist wie die Doppelgabe pro Zyklus. Dies bringt eine deutliche Kostenersparnis bei gleichbleibender Effektivität. Die ursprüngliche IMPRESS Studie zeigte eine durchschnittliche Reduktion der Verkrümmung um 38% nach 4 Zyklen XIAPEX ®.
Persönliche Erfahrung mit XIAPEX ®
Durch den Einsatz von Vakuumpumpen und von Penisstreckern, kann die Wirkung von XIAPEX ® verbessert werden. In Einzelfällen lassen sich vollständige Begradigungen durch diese Kombinationstherapie erzielen (siehe Bild 1). Publizierte Studien zur Effektivität von Penisstreckern bei der Behandlung einer IPP zeigen eine doch deutliche Reduktion der Verkrümmung. Daher ist es naheliegend, dass man durch die Kombination beider Behandlungsansätze bessere Resultate erzielen kann als durch eine reine Injektionstherapie mit XIAPEX ®. Der Einsatz einer Vakuumpumpe unterstützt eine dreidimensionale Ausbreitung der Tunika albuginea während der Erektion, dies scheint dem Auflockern der Plaque ebenfalls gut zu tun.
XIAPEX ® ist jedoch nicht das Wundermittel für das es viele halten wollen, in manchen Fällen, vor allem in schwer ausgeprägten Fällen einer IPP ist eine konservative Behandlung nicht zielführend. Die Wünsche des Patienten müssen vor Behandlungsbeginn klar erfragt werden, da XIAPEX ® in der Regel eine Reduktion der Verkrümmung erzielt jedoch nicht zwingend zu einer vollständigen Begradigung führt. Bei vollständigem Begradigungswunsch haben Operationen sicherlich weiterhin ihre Berechtigung und ihre klare medizinische Indikation.
Ebenso sollte einer jeden XIAPEX ® Behandlung eine gründliche Evaluation der zugrunde liegenden Verkrümmung und Plaquebildung erfolgen um nicht eine Behandlung zu beginnen, welche nicht erfolgsvorsprechend sein kann.
Dieser Blogartikel erschien als Beitrag in der Fachzeitschrift Urologische Nachrichten.
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