Als Priapismus bezeichnet man eine Dauererektion die länger als zwei Stunden anhält. Mit Lust oder sexueller Stimulation hat diese Erektion jedoch nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich um einen schmerzhaften urologischen Notfall, bei dem das Blut nicht mehr aus dem Glied abfließen kann.

Eine Priapismus Erkrankung ist relativ selten, darf jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sondern muss umgehend behandelt werden. Ohne Behandlung kann Priapismus dauerhafte Schäden am Penis nach sich ziehen.

Wie entsteht eine Erektion?

Normalerweise wird eine Erektion durch Signale des Nervensystems ausgelöst: Entweder durch sexuelle Stimulation, durch Gedanken oder auch als Reflex im Schlaf.

Diese Signale bewirken, dass sich die Arterien im Penis ausdehnen, damit mehr Blut einströmen kann.

Durch das Blut in den Schwellkörpern wird der Penis steif, die Erektion bildet sich aus. Dazu verengen sich die Venen, wodurch das Blut im Penis gehalten wird und die Erektion bestehen bleibt. Nach dem Samenerguss (oder nach dem Ende der Stimulation), weiten sich die Venen wieder,  das zusätzliche Blut im Penis kann zurück in den Körper fließen.  Beim Priapismus gibt es ein Problem mit dieser Blutzirkulation.

Zwei Arten von Priapismus

In der Urologie bzw. Andrologie unterscheidet man zwei verschiedene Typen der Dauererektion, welchen unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen und die entsprechend auch verschieden behandelt werden müssen.

Der Low-Flow-Priapismus (auch venookklusiver / ischämischer Priapismus) ist ein urologischer Notfall, bei dem das im Penis eingeschlossene Blut nicht wieder abfließen kann.

Dies ist die häufigste Form des Priapismus (etwa 90% der Fälle) und zeichnet sich durch eine schmerzhafte, starre Erektion aus, die mehr als vier Stunden anhält.  Während die Schwellkörper im Glied prall mit Blut gefüllt und damit steif sind, ist der Peniskopf – die Eichel  – dabei meist nicht erigiert und wirkt schlaff.

Beim High-Flow-Priapismus (arterieller  / nicht-ischämischer Priapismus genannt) tritt auf, wenn der Körper zu mehr Blut in den Penis pumpt als abfließen kann. Bei dieser Art der Dauererektion treten normalerweise keine großen Schmerzen auf und der Penis ist weniger steif als beim ischämischen Priapismus. Ein nicht-ischämischer Priapismus ist auch weniger gefährlich, da die Blutzirkulation nicht komplett unterbrochen ist.

Bei beiden Arten der Dauererektion kann das Blut im Penis nicht mehr ungehindert zirkulieren, es staut sich in den Schwellkörpern an, sodass neues sauerstoffreiches Blut nicht mehr in den Penis fließen. Die Folge ist eine Sauerstoffunterversorgung des Gewebes.

Ursachen eines Priapismus

Das Auftreten eines Priapismus kann eine Reihe von Ursachen haben, unter anderem die folgenden:

• Bluterkrankungen (insbesondere Sichelzellenanämie,…)
• Blutgerinnsel
• Substanzmissbrauch (inklusive Alkohol & Tabak)
• Verletzung der Genitalien, des Beckens oder des Damm Bereichs
• Rückenmarksverletzung
• Kohlenmonoxid-Vergiftung
• Gift bestimmter Spinnen- & Skorpion-Arten

Daneben kann Priapismus kann auch eine Nebenwirkung bestimmter verschreibungspflichtiger Medikamente sein, einschließlich:

• Antidepressiva & Medikamente gegen psychische Erkrankungen
• Medikamente gegen erektile Dysfunktion (besonders bei Schwellkörper-Autoinjektionstherapie)
• Blutverdünner
• Alphablocker

Wie wird ein Priapismus behandelt?

Es ist wichtig, dass der behandelnde Arzt erkennt, welche Art es Priapismus auftritt und ihn entsprechend behandeln. Daher wird dem Patienten Blut aus dem Penis entnommen, welches analysiert werden kann.

Um das angestaute Blut aus dem Penis zubekommen, wird dies über einer Kanüle abgelassen (Aspiration). Dazu werden Medikamente in den Penis injiziert, welche die entsprechenden Blutgefäße weiten bzw. verengen, sodass eingeschlossenes Blut wieder leichter abfließen kann.

Helfen weder Aspiration noch medikamentöse Behandlung wird in einer Operation ein sogenannter „Shunt“ gelegt, wodurch der Blutfluss im Penis umgeleitet werden kann.

Während nicht-ischämischer Priapismus sich manchmal von selbst wieder lösen kann, muss der häufige ischämischer Priapismus so schnell wie möglich behandelt werden.

Männer, die eine Erektion über vier Stunden oder länger haben, sollten daher sofort eine Notaufnahme oder eine Notfallklinik aufsuchen.

Unbehandelt führt Priapismus zu Gewebeschäden und kann die Ausbildung einer erektilen Dysfunktion (ED)  oder Induratio Penis Plastica (IPP) zur Folge haben. Im schlimmsten Falle droht sogar ein Absterben von Gewebe (Gangrän).