Sexuelle Leistungsangst oder erektile Dysfunktion?

30.07.2021

Von einer erektilen Dysfunktion (ED) spricht man, wenn der Mann keine Erektion bekommen und aufrechterhalten kann, die fest genug ist um damit Sex zu haben. Dabei müssen nicht unbedingt körperliche Ursachen hinter der Impotenz stehen, oft genug stehen psychische Gründe hinter einer Erektionsstörung.

Sexual Performance Anxiety

Nicht selten leiden Männer unter sexueller Versagensangst. Sie machen sich Sorgen über die eigene sexuelle Leistungsfähigkeit und darüber, ob sie ihre Partnerin auch ausreichend befriedigen können. Im schlimmsten Fall können sich solche Ängste dermaßen steigern, dass sie zur Ausbildung einer erektilen Dysfunktion führen.

Männer, die unter solch „Sexual Performance Anxiety“ leiden, fragen sich permanent:

  • Findet mich meine Partnerin attraktiv?
  • Schaffe ich es überhaupt eine Erektion zu bekommen?
  • Komme ich womöglich zu früh?
  • Ist mein Penis groß genug?
  • Stelle ich mich geschickt genug an?
  • Schaffe ich es meine Partnerin zum Orgasmus zu bringen?
  • Was ist, wenn meine Partnerin sexuell nicht befriedigt ist?

Besonders Männer, die öfter Pornos sehen, entwickelt nicht selten Versagensängste, wenn sie sich und ihre sexuellen Erfahrungen mit dem „Hochglanzsex“ der Darsteller aus Erwachsenenvideos vergleichen. Funktioniert es im echten Leben dann nicht gleich so, werden Männer schnell nervös oder fühlen sich unsicher.

Eine solche Angst stößt im Körper die Produktion von Stresshormonen (wie Adrenalin und Noradrenalin) aus. Diese Hormone führen dann dazu, dass sich die Blutgefäße im Penis zusammenziehen, den Blutfluss hemmen und so eine Erektion erschweren können.

Wenn Erektionsstörungen zu Ängsten führen

Jedoch kann es auch durchaus auch umgekehrt sein. Nämlich, dass eine körperlich begründete Erektionsstörung zu Versagensängsten führt. Männer, die bereits in der Vergangenheit Probleme hatten eine Erektion zu bekommen, fürchten, dass es auch in Zukunft nicht funktionieren wird. Ein solches Setup kann dann schnell in eine negative Spirale münden.

Glücklicherweise können sowohl körperlich begründete Probleme mit der Potenz, als auch psychosexuelle Ängste mittlerweile erfolgreich behandelt werden.

Bei Erektionsproblemen ist daher ein ausführliches Arztgespräch und eine genaue Anamnese der mit wichtigste Schritt, um auf die Ursachen einer ED schließen zu können.

Männern, die unter sexuellen Versagensängsten und Leistungsdruck leiden kann eine Psychotherapie helfen. Ein Sexualtherapeut hilft Männern dabei, Bedenken zu überwinden, Erwartungen anzupassen und wieder Freude am Sex zu finden.

Ein Mann, der sich etwa Sorgen um seinen vermeintlich kleinen Penis macht, könnte erleichtert sein, wenn er erfährt, dass seine Penislänge im durchschnittlichen Bereich liegt. Ein Mann, der sich Sorgen um den Orgasmus seiner Partnerin macht, lernt vielleicht, diese danach zu fragen, was sie besonders mag.

Lebt der Mann in einer festen Beziehung, macht es auch Sinn die Partnerin mit in die Therapie zu bringen sowie das Problem ganz offen mit ihr zu besprechen. Manchmal geht der Druck und die Angst auch von der Partnerin aus, die womöglich unbewusst unter eigenen sexuellen Problemen leidet. Eine gemeinsame Therapie kann so einem Paar auch bei Spannungen in der Beziehung helfen.

Für Männer mit körperlich bedingter ED gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten.

Die gängigste Art der Therapie ist sicher die orale Medikation mit PDE-5-Hemmern in Tablettenform. Auch eine Stoßwellentherapie zur Behandlung erektiler Dysfunktion kann oft die Erektionsqualität wieder deutlich steigern.

Prostaglandin als Injektion oder zur Applikation in der Harnröhre kann auch Männern helfen, die nicht auf Tabletten ansprechen.  Eine Penispumpe kann das Erlangen einer Erektion unterstützen und in Kombination mit anderen Hilfsmitteln verwendet werden.

Für besonders ausgeprägte Potenzstörungen kann schließlich an eine Penisprothese gedacht werden, welche die Schwellkörper und damit den nicht mehr funktionierenden Erektionsmechanismus ersetzt.

Dr. med. Franklin Kuehhas

Über den Autor

Dr. med. Franklin Kuehhas Dr. Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr. Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation einer Penisprothese und auch die ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.