Kann eine Vasektomie zu Erektiler Dysfunktion führen?
Eine Vasektomie ist eine der zuverlässigsten Formen der Verhütung. Im Zuge eines ambulanten minimal-invasiven Eingriffs werden bei einer Vasektomie die Samenleiter, die die Spermien von den Hoden zur Harnröhre transportieren, durchtrennt, abgebunden oder durchgeschnitten. Eine Vasektomie wird auch als Samenstrangunterbindung oder Sterilisation des Mannes bezeichnet.
Manche Männer machen sich jedoch Sorgen, dass sie nach einer Vasektomie eventuell Erektionsprobleme entwickeln könnten. Diese Sorge ist jedoch unberechtigt.
Was passiert bei einer Vasektomie?
Durch eine Vasektomie ist keines der Organe oder Prozesse betroffen, welche für die Erektion sorgen.
Bei einer Vasektomie lediglich wird der Weg der Spermien durch Samenleiter und Harnröhre blockiert. Es werden aber im Hoden weiterhin Spermien produziert. Nach einer Samenstrangunterbindung werden diese aber fortan im Nebenhoden abgebaut. Auch der Hormonhaushalt ändert sich nach einer Vasektomie nicht.
Auch nach einer Sterilisation haben Männer auch weiterhin einen Samenerguss. Die Samenflüssigkeit sollte jedoch keine Spermien enthalten. Da das Ejakulat lediglich zu etwa 10% aus Samenzellen besteht, sieht es mit dem freien Auge auch nicht anders aus als zuvor.
Erektionsfähigkeit nach einer Vasektomie
Bei Männern, die unter einer erektilen Dysfunktion (ED) leiden, ist nicht davon auszugehen, dass diese durch eine Sterilisation verursacht ist.
Denn der Erektionsprozess läuft weiterhin auf dieselbe Weise ab:
- Sexuelle Stimulation veranlasst das Gehirn den Erektionsprozess auszulösen.
- Das glatte Muskelgewebe im Penis entspannt sich. Die Arterien des Penis weiten sich, damit mehr Blut einfließen kann und eine feste Erektion entsteht. Die Venen ziehen sich zusammen, um das Blut im Penis zu halten.
- Nach der Ejakulation (oder wenn die Stimulation aufhört) weiten sich die Venen wieder und das Blut fließt zurück in den Körper.
Tritt eine erektile Dysfunktion unmittelbar nach einer Vasektomie auf, hat dies selten körperliche Gründe. Jedoch können psychische Ursachen dahinterstecken.
Nach einer Vasektomie können Männer das Gefühl haben, einen Teil ihrer Männlichkeit verloren zu haben, auch wenn die sexuelle Funktion unverändert bleibt.
Falls Sie etwa unterbewusst bedauern, dass sie nun nicht mehr in der Lage sind ein Kind zu zeugen, können sich negative Gefühle auf die Erektion auswirken.
Auch wenn es mittlerweile etwa durch eine Vasovasostomie möglich ist, die Zeugungsfähigkeit wiederherzustellen, sollte die Entscheidung für eine Vasektomie nicht leichtfertig getroffen werden.
Studie zur Erektionsfähigkeit nach einer Vasektomie
In einer 2014 veröffentlichten Studie im Journal of Sexual Medicine wurde das Sexualleben von 76 Paaren nach einer Vasektomie des Mannes untersucht. Dabei verglichen die Forscher auf Basis des International Index of Erectile Function (IIEF) die Erektionsfähigkeit der Männer vor und nach der Operation.
Dabei kam heraus, dass sich die durchschnittlichen IIEF-Werte der Männer insgesamt sogar ein wenig verbesserten, und zwar in den Bereichen Erektionsfähigkeit, Orgasmusfähigkeit und allgemeine sexuelle Zufriedenheit.
Generell stellte eine Erektile Dysfunktion für die teilnehmenden Männer nach der Vasektomie kein Problem dar. Auch die Partnerinnen waren nach der Vasektomie mit dem Sexualleben zufriedener.
Keine Angst vor Erektionsproblemen
Männer, die sich nach abgeschlossener Familienplanung grundsätzlich für eine Sterilisation interessieren, aber Bedenken wegen potenziellen Erektionsproblemen haben, sollten jedenfalls offen mit Ihrem Urologen und auch der Partnerin darüber sprechen.
Eine Vasektomie ist heute ein Routineeingriff, der ambulant und unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Nach dem Eingriff ist der Hoden etwas berührungsempfindlich und für zwei bis drei Tage können auch leichte Schmerzen auftreten.