Phalloplastik
Als Phalloplastik (auch Phalloplastie) bezeichnet man einen operativen Eingriff im Zuge dessen ein Penis (re)konstruiert wird.
Eine Phalloplastik Operation ist äußerst komplex und besteht aus mehreren Schritten. Um das Ziel eines voll funktionalen Neopenis zu erreichen, sind in der Regel mehrere Eingriffe in Folge.
Es gibt verschiedene Gründe für eine Phalloplastik
- Genderdysphorie
- Schwere Verletzungen
- Peniskrebs
- Angeborene urologische Fehlbildungen
Phalloplastik Ablauf: Konstruktion eines künstlichen Penis
Für den Aufbau eines Penoids, also eines künstlichen Penis, gibt es verschiedene Methoden. Mit am häufigsten ist dabei die Methode, bei der ein Eigenhauttransplantat aus dem Unterarm (Radialis-Lappen) genutzt wird, um den Penis zu konstruieren.
Dabei wird neben der Haut auch unterliegendes Gewebe, zugehörige Blutgefäße und Nerven aus dem Arm mit entnommen, damit der künftige Neopenis auch durchblutet wird und eine Sensibilität der Haut bestmöglich erhalten bleibt.
Der Aufbau des Penoids passiert während der Hautlappen nach wie vor mit dem Arm verbunden ist. Neben einer funktionsfähigen Harnröhre wird auch eine Eichel an der künftigen Penisspitze nachgebildet (Glans-Plastik).
Ist das Glied geformt, folgt die der Verpflanzung des zukünftigen Penis in den Schambereich. Dabei werden Arterien, Venen und Nerven mikrochirurgisch mit den vorhandenen Nerven und Gefäßen in der Leiste verbunden. Auch die Harnröhre im Neopenis wird mit den ursprünglichen Harnröhrenausgang verbunden.
Bei einer Frau-zu-Mann Geschlechtsangleichung bei vorliegender Genderdysphorie wird auch die Klitoris an die Spitze des modellierten Penis gesetzt und dort unter der Haut platziert.
Um den Erektionsmechanismus nachzustellen und den Penoid für penetrierenden Geschlechtsverkehr versteifen zu können, wünschen viele Patienten die Implantation einer Erektionsprothese. Die Implantation einer Penisprothese erfolgt stets in einer Folgeoperation, die erst nach dem Abheilen des Neopenis, in der Regel erst nach etwa einem Jahr nach der Phalloplastik erfolgt.
Moderne hydraulische Penisprothesen ahmen den natürlichen Erektionsmechanismus sehr genau nach. Über eine kleine Pumpe, die im Hodensack „versteckt“ wird, kann Kochsalzlösung aus einem Reservoir im Bauchraum in zwei Silikonzylinder im Penisschaft gepumpt werden, die sich dadurch aufrichten und steif werden. Nach dem Geschlechtsverkehr kann die Flüssigkeit wieder in das Reservoir abgelassen werden, wodurch die Erektion zurückgeht.
Wann wird eine Phalloplastik durchgeführt?
Wie oben bereits angeführt, gibt es verschiedene Gründe für die Konstruktion eines Penoids im Zuge einer Phalloplastik.
Geschlechtsanpassung
Transmaskuline Menschen können durch eine operative Geschlechtsangleichung einen Penis bekommen und damit ihr körperliches Erscheinungsbild ihrem Geschlecht anzupassen. Der Penoidaufbau als genitalangleichende Operation ist dabei nur ein Aspekt der Geschlechtsanpassung. Vor jedem operativen geschlechtsangleichenden Eingriff ist eine psychologische Betreuung und begleitende Hormontherapie obligatorisch. Vor dem Penoidaufbau können in weiteren OPs Eingriffe erfolgen, wie eine Entfernung inneren weiblichen Organe. Mit oder nach dem Penoidaufbau wird aus den äußeren Schamlippen in der Regel ein Hodensack geformt.
Als Alternative zur Phalloplastik kann bei Transmännern auch eine Metaidoioplastik durchführt werden, bei welcher aus einer durch Hormongabe vergrößerte Klitoris und den Schamlippen ein künstlicher Penis geformt wird. Ein solcher Penis fällt in der Regel mit einer Größe von etwa 3cm sehr klein aus.
Verlust des Penis durch Verletzungen oder Erkrankungen
Männer, die in Folge von schweren Unfällen schwere Verletzungen im Genitalbereich davongetragen haben oder ihren Penis ganz verloren haben, können durch eine Phalloplastik wieder einen Penis bekommen.
Dasselbe gilt für Patienten, die ihren Penis im Zuge einer Erkrankung verloren haben. Vor allem bei großen Tumoren eines Peniskarzinoms (Peniskrebs) kann es sein, dass das Glied komplett amputiert werden muss.
Bei jungen Patienten, hier ist in der Regel ein schwerer Unfall der Grund für den Penisverlust, das Ziel ein kohabitationsfähiges Organ ist, also die Implantation eines Schwellkörperimplantats angestrebt wird, beschränkt sich bei älteren Patienten das Ziel einer Phalloplastik oft nur auf die Bildung eines miktionsfähigen Penis (also der Möglichkeit damit im Stehen zu urinieren).
Urologische Fehlbildungen
Auch bei manchen angeborenen Fehlbildungen des Penis kann eine Phalloplastik eine Möglichkeit sein, Betroffenen ein funktionsfähiges Glied zu schenken. Dazu zählt etwa eine fehlende Ausbildung des Penis (Aphallie) aber auch gewisse Formen der Epispadie oder Hypospadie, bei denen die Harnröhre nicht an der vorgesehenen Stelle mündet.
Auch bei spezifischen Formen eines Mikropenis oder gar Bifid-Penis (Diphallie) kann durch eine Phalloplastik für die Bildung eines normalgestaltigen Geschlechtsteil sorgen.
Solche Fehlbildungen sind jedoch sehr selten. Ob eine Phalloplastik eine annehmbare Therapie ist, muss hier von Fall zu Fall entschieden werden.
Ein medizinisch indizierter Mikropenis kann etwa meist durch eine ästhetische Penisvergrößerung zu einem kosmetisch „normalen“ Penis werden. Solche Operationen zur Penisverlängerung und Penisverdickung werden mitunter auch als augmentative Phalloplastik beschrieben, wobei hier natürlich der vorhandene Penis vergrößert.