Konservative Therapie
So lässt sich eine Harnröhrenstriktur konservativ behandeln
Die Therapie einer Harnröhrenstriktur richtet sich nach Lage und Größe der Striktur. Ist die Striktur klein genug, können konservative Verfahren zur Behandlung herangezogen werden. Neben derzeit zur Verfügung stehenden Verfahren mit deren Limitationen, gibt es auch einen neuen innovativen Ansatz, um Harnröhrenengen langzeitig erfolgreich zu behandeln.
Optilume® als innovative Behandlungsmethode bei Harnröhrenstrikturen
Die derzeit zur Verfügung stehenden endoskopischen Therapieoptionen zur Behandlung der Harnröhrenstriktur sind einerseits schmerzhaft und anderseits oftmals nicht auf lange Zeit ausreichend erfolgreich. Die Optilume®-Methode bietet hierfür eine minimalinvasive und innovative Methode zur Therapie männlicher Harnröhrenstrikturen, durch der Leidensdruck sofort gelindert werden kann. Sie stellt somit eine neue Alternative zu bestehenden Behandlungen von Harnröhrenverengungen dar.
– Optilume® Ballon –
Diese Methode kombiniert eine patentierten Ballon-Technologie und die Abgabe eines Wirkstoffes direkt an das von der Enge betroffene Gewebe und erzielt somit eine höhere Erfolgsrate als bei herkömmlichen endoskopischen Methoden. Der Erfolg der Optilume®-Methode basiert durch die Hemmung von sich neu bildendem Narbengewebe durch einen Wirkstoff, der direkt an das umliegende Gewebe abgegeben wird.
Herkömmliche konservative Ansätze im Vergleich zu Optilume®: Dilatationsverfahren (Bougierungen)
Hierbei handelt es sich um endoskopische Behandlungsmethoden, bei denen ein dünnes Metallrohr in die Harnröhre eingeführt wird. Dieses Rohr lässt sich stufenweise vergrößern, so dass der Umfang zunimmt. Durch diese Dehnung kommt es zum Einreißen des strikturierten Harnröhrengewebes. Hierdurch ist kurzeitig danach die Urinpassage wieder ermöglicht. Im Zuge der Heilung des neuen Risses kommt es jedoch wieder zur Neuausbildung einer Striktur, die immer länger ist als die zuvor. Somit führen diese Verfahren selten zu einer Heilung der Striktur und bei über 80 % der Betroffenen kommt es nach der Behandlung zum Wiederauftreten von Harnröhrenstrikturen (Rezidive).
Zusammenfassend sollten trotz Erfolg in manchen Fällen durch diese Methode, folgende Nachteile in Erwägung gezogen werden:
- Rezidive: bei endoskopischen Verfahren treten bei einem Großteil wieder Harnröhrenstrikturen auf, die dann länger und größer sind als die Striktur zuvor.
- Komplikationen: bei diesen Verfahren besteht ein erhöhtes Risiko für Verletzungen der Harnröhre sowie für Infektionen.
- Limitationen: beide endoskopischen Verfahren sind in ihrem Erfolg und Anwendungsbereich begrenzt und haben in der Behandlung von Harnröhrenstrikturen nur einen geringen Stellenwert.
Optilume® als Alternative zu herkömmlichen konservativen Verfahren
Durch die hohe Rezidivrate von Harnröhrenstrikturen nach konservativen Therapieansätzen begründet, wurde die sogenannte Medikamenten-beschichtete Ballondilatation (Optilume®) erfunden. Mit der Optilume®-Methode ist es möglich Harnröhrenstrikturen schnell und schonend zu behandeln.
Durch die Wirkung der medikamenten-beschichteten-Ballonmethode werden die Symptome sofort gelindert und bei einem Großteil der Behandelten kommt es danach zu einer langfristigen Heilung. Wir freuen uns Ihnen die Optilume®-Methode als eine von wenigen Zentren in ganz Europa (Stand Mai 2023) anbieten zu können.
So funktioniert die Optilume®-Methode
Optilume® ist ein kleiner, medikamenten-beschichteter Ballon. Dieser zylindrisch-geformte Ballon wird in die Harnröhre eingeführt bis zu dem Harnröhrenbereich, in dem sich die Verengung befindet. Dort wird der dann der Ballon positioniert und sanft aufgeblasen, um die Striktur schonend aufzudehnen. Durch die Dehnung der Harnröhrenstriktur entstehen minimale Risse in der Schleimhaut der Harnröhre. Der Ballon selbst ist mit Paclitaxel beschichtet und gibt diesen Wirkstoff dann gleichmäßig an das umliegende Gewebe ab und wirkt durch seine hemmende Wirkung auf die Zellvermehrung einer neuen Narbenbildung entgegen. Die bisherigen Methoden haben den Nachteil, dass sie in den meisten Fällen zu einer erneuten Narbenbildung führen.
– Schematische Darstellung der Optilume®-Methode –
Es wird ein Führungsdraht eingeführt und über diesen der mit Paclitaxel beschichtete Ballon nachgeschoben. Im Bereich, in dem sich die Harnröhrenenge befindet, wird der Ballon nun aufgeblasen und die Harnröhrenenge somit aufgedehnt. Paclitaxel tritt daraufhin in das umliegende Gewebe und hemmt die Narbenbildung.
Bei Paclitaxel handelt es sich um einen Wirkstoff, der seit 1992 weltweit in verschiedenen Bereichen der Medizin wirksam eingesetzt wird. Beim Einsatz von Paclitaxel kommt es zu einer antiproliferativen Wirkung, also einer Hemmung der Bildung neuer Zellen. Seit neuestem macht man sich diese Eigenschaft auch in der Behandlung von Harnröhrenstrikturen zu Nutze.
So wird die Optilume®-Methode bei uns durchgeführt
Bei der Optilume®-Methode handelt es sich um eine minimal-invasive Therapieoption zur Behandlung von Harnröhrenstrikturen. Dieser Eingriff erfolgt in leichter Narkose (Sedierung). Hierbei wird der mit Paclitaxel beschichtete Ballonkatheter über die Harnröhre bis zu dem von der Striktur betroffenen Harnröhrensegment eingeführt. Dies erfolgt mit Hilfe eines Zystoskops, um die Verengung visualisieren zu können und um ein sicheres Einführen zu ermöglichen. An der Striktur wird der Ballon nun platziert und ausgedehnt, wodurch minimale Einrisse im Gewebe entstehen. Durch die Mikrorisse kann das vom Ballon abgegebene Paclitaxel effektiv aufgenommen werden. Der Ballon bleibt dann mindesten 5 Minuten an der Stelle der Striktur, sodass der Wirkstoff Paclitaxel ausreichend von der Schleimhaut resorbiert werden kann. Im Anschluss wird der Ballon entfernt und ein Katheter in die Blase eingeführt. Der Eingriff wird in unserem Zentrum für Harnröhrenchirurgie ambulant durchgeführt und dauert in etwa 20 Minuten. Danach kann der Patient bereits nach Hause entlassen werden.
– Der mit Paclitaxel beschichtete Ballonkatheter –
Schematische Darstellung eines Optilume® Eingriffes:
Die Optilume®-Methode führt somit dazu, dass komplexere Harnröhrenstrikturen, die früher entweder mit wenig erfolgreichen konservativen Verfahren behandelt wurden oder in komplexen operativen Eingriffen therapiert wurden, nun ambulant bzw. tagesstationär mit einem minimal-invasiven Eingriff in Sedierung innerhalb von 20 Minuten behandelt werden können.
Die Vorteile der Optilume®-Methode
Die Optilume®-Methode bietet folgende Vorteile:
- Verringertes Risiko wiederauftretender Harnröhrenstrikturen
- Minimal-invasiver Eingriff
- Eingriffsdauer ca. 20 Minuten
- Tagestationärer ambulanter Eingriff
- Vermeidung von komplexen Harnröhrenplastiken (mit oder ohne Mundschleimhautplastik)
Mögliche Risiken der Optilume®-Methode
Wie bei jedem Eingriff gibt es potenzielle Risiken, die bei dieser Methode zwar sehr selten auftreten, jedoch sollten sie im Zuge der Patientenaufklärung auch erwähnt und behandelt werden:
- Harnwegsinfektionen (häufigstes Risiko)
- Blutungen in der Harnröhre
- Blutergüsse im Genitalbereich und Wasseransammlungen (selten)
- Probleme beim Wasserlassen können in manchen Fällen für einige Wochen nach dem Eingriff noch bestehen
Das ist Paclitaxel
Paclitaxel ist ein seit Anfang der 1990er Jahre bewährtes Medikament, welches die Zellvermehrung hemmt. Dabei handelt sich um ein in der Natur vorkommendes Zytostatikum, welches aus der Rinde eines Baumes (Pazifischen Eibe) gewonnen wird. Neben dem Einsatz in der Chemotherapie wird es inzwischen bereits seit über 15 Jahren zur Hemmung von Neointimawachstum bei endovaskulären Anwendungen eingesetzt.
10 Millionen +
Paclitaxel-freisetzende Stents für interventionelle koronare und periphere Gefäßeingriffe
100.000 +
Eingriffe mit medikamentenbeschichteten Ballonkathetern seit 2014
10.000 +
von untersuchten PatientInnen
Quellen: Zasadil LM, Andersen KA, Yeum D, et al. „Cytotoxity of paclitaxel in breast cancer is due to chromosome missegregation on multipolar spindles.“ Sci Transl Med 2014;6(229):229ra43; Roseneld K, Jaff MR, White CJ, et al. „Trial of Paclitaxel-Coated Balloon for Femoropopliteal Artery Disease.“ NEJM 2015;372(2):145-53
So wirkt Paclitaxel in der Harnröhre
Paclitaxel verfügt über eine Halbwertszeit von 11 Tagen in der Harnröhrenschleimhaut. Durch diese Halbwertszeit hemmt Paclitaxel die Bildung neuer Narben für den Zeitraum von fast 28 Tagen nach der Ballondilatation. Dadurch werden auch die einzelnen Heilungsphasen der Harnröhrenschleimhaut nach der Dilatation gehemmt. Genauer gesagt verlaufen somit die Entzündungsphase, gefolgt von der Granulationsphase und der Wundkontraktion der Schleimhaut der aufgedehnten Harnröhre nicht wie üblich ab. Somit wird die Bildung einer neuen Harnröhrenstriktur verhindert.
– Heilungsphasen –
Das ist nach einem Optilume®-Verfahren zu beachten
Da bei uns der Eingriff in Sedierung erfolgt, ist zu beachten, dass Sie für 24 Stunden nicht Auto fahren oder gefährliche Arbeiten verrichten dürfen. Aufgrund der oberflächlichen Narkose ist Ihre Reaktionsgeschwindigkeit beeinträchtigt.
Ebenso ist wichtig, dass sexuelle Aktivitäten, auch Masturbation, für mindestens 14 Tage zu unterlassen ist. Danach ist für weitere 2 Wochen beim Geschlechtsverkehr ein Kondom zu verwenden. Sollte es zu ungewöhnlichen Symptomen oder Beschwerden wie Fieber, Schmerzen oder Blutungen kommen, kontaktieren Sie uns bitte umgehend.
Häufige Fragen zur Optilume®-Behandlung
- Für Patienten, die das erste Mal von einer Harnröhrenverengung betroffen sind
- Für Patienten, die bereits eine Harnröhrenverengung behandeln ließen und bei denen wieder eine Verengung entstanden ist
- Für Patienten, die eine schonende Behandlung mit sofortiger Beschwerdelinderung suchen
- Für Patienten, die keinen Eingriff in Narkose machen lassen wollen oder bei denen das nicht möglich ist
Diese Untersuchungsbefunde sind für eine Begutachtung in unserem Zentrum für Harnröhrenchirurgie mitzubringen
In der Regel wird eine Harnröhrenstriktur bereits bei einem allgemeinen Urologen oder in einer urologischen Ambulanz diagnostiziert. Daher sind meistens schon bereits Befunde vorheriger Untersuchungen vorhanden. Damit unangenehme Untersuchungsverfahren nicht doppelt durchgeführt werden, bitten wir Sie alle Ihre bereits vorhandenen Befunde zur Begutachtung bei uns mitzunehmen. Dabei handelt es sich um die Befunde folgender Untersuchungen:
- Uroflow-Messung: bei dieser Untersuchung wird der Miktionsfluss bestimmt.
- Miktionszysturographie (MCU) und retrogrades Urethrogramm (RUG): dies sind spezielle Röntgenverfahren mit Kontrastmitteleinsatz, die die Harnröhre darstellen.
- Harnröhrenspiegelung (Zystoskopie): in der Regel wird bei der Abklärung einer Harnröhrenstriktur eine Harnröhrenspiegelung durchgeführt.
Sollten diese Befunde nicht vorhanden sein, können wir diese gerne vor Ort erheben.
Ich habe eine Harnröhrenenge und würde gerne einen Termin für eine Erstbegutachtung buchen
Haben Sie keine Scheu mit uns in Kontakt zu treten. Ihr Problem sollte kein Tabu bleiben. Wir haben uns auf die Behandlung der Harnröhrenverengungen spezialisiert. Gerne evaluieren wir Ihren Fall und begutachten welche der möglichen Therapieoptionen für Sie in Frage kommt.
Lassen Sie uns schon heute gemeinsam eine Lösung finden!
Dr. med. Franklin Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation von Penisprothesen und auch die medizinische und ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.