Das Lost-Penis-Syndrom
Das Syndrom des verlorenen Penis, besser bekannt als Lost-Penis-Syndrom, beschreibt das Problem, dass beim Geschlechtsverkehr zwischen Penis und Vagina keine oder zumindest kaum stimulierende Reibung entsteht, sodass der Sex für beide Partner unbefriedigend ist.
Beim Lost-Penis-Syndrom beschreiben Frauen, dass sie das Eindringen des Penis nicht oder nur sehr wenig spüren. Das Gefühl das Eindringen in die Partnerin nicht oder kaum zu spüren, betrifft dabei auch die Männer. Aufgrund dieses gegenseitigen Nichtspürens ist es für beide Partner schwierig bis unmöglich zum Orgasmus zu kommen.
Während Männer die Angst überkommt, dass ihr Penis zu klein sei, fürchten Frauen sie seien zu weit oder gar „ausgeleiert“.
Die weitreichenderen Folgen sind aber psychosexueller Natur: Sie reichen von Scham- und Minderwertigkeitsgefühlen bis zu Depression und führen zu einer starken Belastung der Beziehung und einem eingeschränkten Sexualleben.
Penis zu klein oder Vagina zu weit?
Stimmt das Verhältnis von Penis zur Vagina nicht, kann die Ursache dafür, sowohl beim Mann als auch bei der Frau liegen.
Ursachen des Lost-Penis-Syndrom bei der Frau
Tatsächlich liegt wohl in der Mehrheit der Fälle des Lost-Penis-Syndrom eine Veränderung des weiblichen Beckenbodens als Ursache zu Grunde. Von Ärztinnen und Ärzten wird die Bezeichnung Lost-Penis-Syndrom daher auch nur selten verwendet, meist spricht man im medizinischen Kontext von einer pathologisch erweiterten Scheidenwand oder Beckenbodenstörung bei der Frau.
Grundsätzlich ist die Vagina der Frau äußerst anpassungsfähig und kann sich daher quasi jeder Penisgröße anpassen. Jedoch kann eine krankhafte Erschlaffung der Beckenbodenmuskulatur dazu führen, dass die Scheide diese essenzielle Eigenschaft verliert.
Meist tritt das Lost-Penis-Syndrom nach einer Geburt auf. Denn bei der Geburt kommt es zu einer Überdehnung der vaginalen Muskulatur. Mitunter kann es vorkommen, dass sich die durch die Geburt gedehnten Scheidenwände nicht oder nicht vollständig zurückbilden und es zu einer krankhaften Erschlaffung der Beckenbodenmuskulatur kommt. Diese Erschlaffung des Beckenbockens kann jedoch auch abseits einer Geburt auftreten. Etwa in Folge hormoneller Veränderungen in oder nach der Menopause, durch neurologische Störungen, Muskel- und Bindegewebserkrankungen oder als Folge starken Übergewichts.
Ursachen des Lost-Penis-Syndrom beim Mann
Nicht immer ist aber eine zu weitere Vagina der Grund für das Penisverlustsyndrom. Mitunter liegt das Problem auch auf der Seite des Mannes.
Micropenis (Mikrophallus)
So kann der Penis tatsächlich sehr klein sein. Bei erwachsenen Männern spricht man medizinisch von einem Mikropenis, wenn der Penis im erigierten Zustand kürzer als 7 cm ist oder im schlaffen Zustand weniger als 4 cm misst. Unter solch einem echten Mikropenis leiden tatsächlich aber nur sehr wenige Männer, wohl nur zwischen 0,6% bis 2% aller Männer.
Erektile Dysfunktion
Deutlich häufiger als ein Mikropenis ist dagegen eine erektile Dysfunktion (ED). Potenzproblem betreffen viele Männer im Lauf ihres Lebens. Trotz sexueller Stimulation gelangt oder verbleibt nicht genügend Blut in die Schwellkörper des Penis, sodass dieser schlaff und klein bleibt. Mitunter schafft es der Mann noch eine genügend harte Erektion für das Eindringen in die Scheide zu erreichen, kann die Erektion dann aber nicht aufrechterhalten.
Da (zumindest in Europa) etwa 80% der Männer eher einen Blutpenis haben, das Glied also durch die Erektion signifikant größer wird, kann sich dann ein nicht vollständig erigierter Penis als vermeintlich zu klein anfühlen.
Therapie des Lost-Penis-Syndroms
Die gute Nachricht ist, dass das Lost-Penis-Syndrom in vielen Fällen nicht chronisch ist, sondern nur temporär auftritt. Je nachdem, wo die Ursache des Problems verortet wird, können folgende Therapieansätze helfen:
Beckenbodengymnastik
Liegt dem Phänomen eine Beckenbodenstörung der Frau – insbesondere nach einer Geburt – zugrunde, kann das Problem oft allein durch gezieltes Beckenbodentraining gelöst werden. Durch das Training der Muskulatur im Unterleib kann sich auch die Vagina besser zusammenziehen und wird wieder enger.
Ein regelmäßiges Training des Beckenbodens kann auch dem Mann helfen die Erektionsfähigkeit des Penis zu erhalten und sogar zu verbessern, um (wieder) härtere Erektionen zu erlangen. Gemeinsame Übungen stärken sie und ihn.
Therapie der Erektilen Dysfunktion
Bei einer ausgeprägteren erektilen Dysfunktion können abhängig von der Ursache der Erektionsstörung verschiedene Therapien zu Einsatz kommen. Diese reichen von einer Psychotherapie bei psychosexuell bedingter ED, über die Einnahme von PDE-5 Hemmern bei organischen bedingter Potenzstörungen bis hin zum Schwellkörperimplantat (Penisprothese) bei einer therapieresistenten erektilen Dysfunktion.
Operative Penisvergrößerung
Liegt tatsächlich ein Mikropenis vor, kann durch eine operative Penisverlängerung der sichtbare Teil des Penis um einige Zentimeter verlängert werden und durch eine Penisverdickung und mit Eigenfett auch der Umfang des Glieds angepasst werden. Dies kann auch das Selbstvertrauen des Mannes wieder stärken.
Vaginalstraffung
Bei einer chronischen oder schweren Beckenbodenstörung der Frau können mitunter minimal-invasive, wie auch operative Eingriff helfen. Die Ansätze reichen von einer durch Elektrostimulation, Radiofrequenztherapie oder Vaginallaser stimulierten Scheidenstraffung, über PRP-Eigenblut-Therapie bis hin zu einer operativen Verengung eines erweiterten Scheideneingangs. Besonders, wenn mit der Beckenbodenschwäche auch ein Problem mit Inkontinenz einhergeht, gilt es eine Lösung zu finden.
Sprechen Sie miteinander – und mit einem Arzt
Wie bei allen Sexualstörungen ist es wichtig mit dem Partner, mit der Partnerin offen zu kommunizieren und keinen Leistungsdruck aufkommen zu lassen. Nur Paare, die das Problem miteinander besprechen, können das Problem auch gemeinsam lösen. Mitunter kann das Problem allein durch bestimmte Stellungen gelöst werden.
Lassen Sie sich außerdem nicht von falscher Scham abhalten und besprechen Sie das Lost-Penis-Syndrom, wie auch andere sexuelle Funktionsstörungen, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Je früher Sie Ihren Andrologen oder Ihre Gynäkologin auf das Problem ansprechen, desto höher die Chancen, dass Ihnen alsbald geholfen werden kann.
Lassen Sie sich wieder zu einem neuen Lebensgefühl verhelfen!