Die unterschiedlichen Beschneidungsstile
Die Beschneidung der Vorhaut des Mannes hat in zahlreichen Kulturen eine jahrtausendalte Geschichte. Auch heute wird die Zirkumzision nicht nur aus medizinischen Gründen (Phimose) durchgeführt, sondern vor allem aus religiösen, kulturellen und auch ästhetischen.
Dabei ist Beschneidung aber ist nicht gleich Beschneidung. Je nach Art und Stil der Zirkumzision wird die Vorhaut des Penis ganz oder nur teilweise entfernt. Wird soviel Haut entfernt, dass die Eichel stets komplett freiliegt, spricht man von einer radikalen Zirkumzision. Wird dagegen lediglich ein Teil der Vorhaut entfernt, spricht man von einer partiellen Zirkumzision oder Teilbeschneidung.
Für ein besseres Verständnis, welcher Teil welcher Hautpartie bei welcher Beschneidungsart bzw. welchem Beschneidungsstil entfernt wird, sollen auch die Skizzen in diesem Artikel dienen. Wir unterscheiden hier zwischen der Schafthaut (in den Skizzen Grün dargestellt), die bei unbeschnittenen Männern hinter der Eichel in das äußere Vorhautblatt (Orange) übergeht, was sich dann nach innern wölbt und als inneres Vorhautblatt (Schwarz) in eine glatte Schleimhaut übergeht.
Zur Beschreibung der verschiedenen Stile haben sich auch bei uns die englische Bezeichnung „High“ & „Low“ bzw. „Tight“ & „Loose“ eingebürgert:
Liegt die Narbe nahe der Eichel wird die Beschneidung als low bezeichnet, liegt die Narbe am Schaft spricht man von high. Je nachdem wieviel welcher Haut entfernt wird, spricht man von einer lockeren loose oder strammen tight Beschneidung.
So gibt es im Grundsatz 4 verschiedene Kombinationen: high & tight, high & loose, low & tight und low & loose.
Beschneidung high & tight
Bei der high & tight Beschneidung werden hierbei das äußere Vorhautblatt, sowie Teile des inneren Vorhautblattes und der Schafthaut entfernt. Das verbleibende Stück des inneren Vorhautblattes wird dann nach hinten gezogen und am Schaft (high) mit der Schafthaut vernäht.
Dadurch, dass die zuvor innen an der Eichel anliegende Haut (inneres Vorhautblatt) nun außen liegt, zeigt sich bei dieser Varianten eine charakteristische unterschiedliche Hauttönung.
Beschneidung high & loose
Bei der high & loose Beschneidung wird das äußere Vorhautblatt, sowie ein geringer Teil der Schafthaut entfernt. Das vormals innenliegende Vorhautblatt wird wieder mit der Schafthaut vernäht. Da in diesem Fall weniger Haut – vom inneren Vorhautblatt meist gar nichts – entfernt wird, liegt die Narbe zwar wieder eher in Richtung Körper – high -, es ist aber soviel Haut übrig, dass diese hinter dem Eichelkranz in Falten liegt.
Beschneidung low & tight
Bei der low & tight Beschneidung wird die gesamte Vorhaut – inneres wie äußeres Blatt – vollständig entfernt und die Schafthaut direkt hinter dem Eichelkranz (low ) vernäht. Diese Art der Beschneidung wird von den meisten präferiert, da die Narbenbildung im Falle einer gut gemachten low & tight Beschneidung nur minimal ist und kaum sichtbar ist.
Beschneidung low & loose
Bei der low & loose Beschneidung wird lediglich das innere Vorhautblatt weggenommen, die äußere Vorhaut bleibt bestehen und wird wieder direkt unter der Eichel (low) angenäht. Hierbei geht die verbliebende Vorhaut oft noch etwas über dem Eichelkranz, die Eichel liegt daher im nicht-erigierten Zustand nicht komplett frei.
Während Männer in den USA eher tight beschnitten werden, kommen in Europa eher die low Varianten zum Einsatz.
Ästhetische Beschneidung
Eine Besonderheit ist die ästhetische Beschneidung. In der Kategorisierung oben, wäre diese Art der Zirkumzision wohl als extra high einzustufen.
Bei dieser Art bliebt sowohl die innere wie äußere Vorhaut erhalten, stattdessen wird Schafthaut direkt an der Peniswurzel entfernt. Anschließend wird die Vorhaut nach hinten gezogen und die gekürzte Schafthaut direkt wieder an der Peniswurzel vernäht. Die sensiblen Bereiche der Vorhaut bleiben damit komplett erhalten, dennoch wird die Eichel freigelegt.
Einbeziehung des Vorhautbändchen
Je nach Beschneidungsstil und individuellem Fall ist auch das Vorhautbändchen (Frenulum) im Zuge einer Beschneidung Gegenstand des Eingriffs. Probleme die durch ein zu kurzes Vorhautbändchen (Frenulum breve) entstehen, können sich durch eine Beschneidung noch verschlimmern. Besonders bei dem tight Varianten muss das Vorhautbändchen durchtrennt oder komplett entfernt werden.
Eine Beschneidung sollte auf jeden Fall von geübten Händen gemacht werden, da es auch bei einem kleinen Eingriff wie einer Beschneidung zu potentiellen Nebenwirkungen kommen kann. Ästhetisch nicht zufriedenstellende Narbenbildungen, Lymphödeme, asymmetrische Narben am Penis, Verlust an Sensibilität, etc. können bei einer nicht korrekt durchgeführten Beschneidung die Folge sein.