Extrakorporale Stoßwellentherapie

31.05.2017

Die Stoßwellentherapie zur Behandlung der erektilen Dysfunktion ist eine der vielversprechendsten technologischen Neuentwicklungen der vergangenen Jahre. Mit den speziellen Stoßwellen wird die erektile Dysfunktion nicht nur symptomatisch behandelt, sondern auch ursachenspezifisch. Ein hervorragendes Beispiel ist die Angiogenese. Die Angiogenese beschreibt eine Neubildung von Blutgefäßen, und genau dieser vorteilhafte Prozess wird durch die Stoßwellentherapie angeregt. Damit kann der verringerten arteriellen Durchblutung des Penis und damit einer der wichtigsten Ursachen der erektilen Dysfunktion effektiv entgegengewirkt werden.

Die therapeutische Wirksamkeit der Stoßwellen-Applikatoren der ersten Generation, die unter der Bezeichnung ED1000 von Medispec hergestellt werden, konnte schon zuvor in einer Reihe von belastbaren Studien bestätigt werden. Wo von einer ersten Generation die Rede ist, muss es natürlich auch eine zweite geben, und die zugehörige Apparatur kommt diesmal von Renova. Es wurden nur geringfügige technische Änderungen gegenüber der Medispec-Generation vorgenommen, die aber offensichtlich sehr effektiv sind. Die neue Apparatur kommt im Vergleich zum vorgenannten Medispec-Modell mit nur einem Drittel der Therapiesitzungen aus, genauer müssen statt zwölf Sitzungen nur vier angesetzt werden. Dieser Umfang ist selbstverständlich trotzdem so gewählt, dass ein vergleichbarer Behandlungseffekt erzielt werden kann – Renova konnte also eine deutliche Effizienzsteigerung verwirklichen. Der Patient kann die Behandlung jetzt in einem Monat statt in drei absolvieren, dazu kommen erhebliche Kosteneinsparungen. Trotz der technischen Ähnlichkeiten wurde das verkürzte Therapieverfahren des Renova-Geräts bisher allerdings noch nicht in dem Umfang durch belastbare klinische Tests überprüft, wie dies für das Medispec der Fall ist.

Erste Untersuchungen liegen allerdings durchaus schon vor und lassen viel erhoffen. Eine jüngere Studie, die von vier angesehenen urologischen und andrologischen Kliniken aus vier verschiedenen Ländern durchgeführt wurde, liefert Hinweise, dass das Renova-Gerät mit seinem kürzeren Therapieverfahren ebenfalls herausragende Ergebnisse bei der Behandlung einer vaskulogenen erektilen Dysfunktion erzielen kann. Die Studie wurde im renommierten International Journal of Impotence Research veröffentlicht und kann dort nachgelesen werden.

Die Pilotstudie untersuchte 58 Teilnehmer im Alter zwischen 20 und 80 Jahren über einen Zeitraum von 6 Monaten. Die Auswertung erfolgte anhand des International Index of Erectile Function. Die Studienteilnehmer wiesen ein breites Spektrum an Schweregraden auf, leichte bis schwere Symptome waren vertreten. 22,4 % der Teilnehmer litten an schweren Symptomen, 37,9 % an mittleren Symptomen, 31,0 % an leichten Symptomen und 8,6 % lagen zwischen einer leichten und mittleren Ausprägung.

Alle teilnehmenden Patienten wurden im Vorfeld mit einer vaskulogen bedingten erektilen Dysfunktion diagnostiziert, obwohl gleichzeitig unterschiedliche Ursachen für die erektile Dysfunktion vertreten waren und damit auch Patienten, die auf PDE-5-Hemmer ansprechen und solche, die nicht auf die PDE-5-Hemmer ansprechen.

Die Patienten nahmen im Rahmen der Studie an einem Therapieprogramm teil, das sich aus insgesamt vier Behandlungssitzungen im wöchentlichen Rhythmus zusammensetzte. Im Verlauf jeder dieser Sitzungen kamen 3600 Stoßwellen zu je 0,09 mJ/mm2 zur Anwendung. Die Stoßwellen wurden am Penisschaft auf den rechten Penisschwellkörper angewandt, auf den rechten Penisschenkel und auf die rechts- und linksseitigen Schwellkörperschenkel, das jeweils zu 900 Stoßwellen für jeden Bereich. Diese Bereiche wurden über sämtliche Sitzungen beibehalten. Nach Abschluss der vollen Behandlung (vier Sitzungen) kamen auf jeden Bereich summa summarum 3600 Stoßwellen je 0,09 mJ/mm2 ².

Die Behandlung zeigte sich in mehr als 80 % der Fälle erfolgreich (für 47 der 58 Patienten), darunter befanden sich auch Patienten mit schweren Symptomen einer erektilen Dysfunktion. Die Behandlung blieb insgesamt ohne Nebenwirkungen. Alle Patienten gaben an, dass die Behandlung für sie schmerzfrei verlaufen ist. Für die Forscher ergab sich aus dieser positiven Faktenlage der Rückschluss, dass die lineare niedrig-intensive Stoßwellentherapie eine sehr vielversprechende Behandlung zur Therapie der erektilen Dysfunktion darstellt.

Dr. med. Franklin Kuehhas

Über den Autor

Dr. med. Franklin Kuehhas Dr. Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr. Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation einer Penisprothese und auch die ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.