Vorsicht vor Methoden zur natürlichen Penisvergrößerung
Beinahe jeder zweite Mann findet seinen Penis subjektiv zu klein, und wünscht sich ein größeres Glied. Im Internet hat sich daher eine ganze „Penisindustrie“ manifestiert, die diese Sehnsucht vieler Männer nach einem größeren Penis ausnutzt und unseriöse Angebote preist.
Wer in Suchmaschinen Begriffe rund um “Penisvergrößerung“ eingibt, erhält tausende von Treffern. Vor allem scheinen unzählige Seiten auf, die eine „natürliche Penisvergrößerung“ mit Hilfe von Massage und Stretching-Übungen, Penis-Extendern oder mit Hilfe von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln versprechen. Aus professioneller Sicht sind alle diese Methoden jedenfalls anzuzweifeln, vor einigen muss auch ausdrücklich gewarnt werden.
Jelqing und andere Massagetechniken
Jeder Mann hat schon einmal an seinem schlaffen Penis gezogen. Durch den Zug füllt sich das Bindegewebe mit Blut und der Penis wird länger und dicker. Jedoch hält die Wirkung nur wenige Minuten an.
Jelqing (jelq = melken), so aber diverse Ratgeberseiten im Netz, sei eine alte, arabische Stretching-Technik die bei konsequenter Anwendung zu einem dauerhaft größeren Penis führen soll. Dabei wird der halberigierte bzw. erigierte Penis mit Daumen und Zeigefinger umschlossen und mit Druck vom Schambein zur Eichel hin massiert.
Als Androloge kann ich nur vor Jelq- und Dehnübungen warnen, die falsch oder übertrieben durchgeführt zu schmerzhaften und ernstzunehmenden Verletzungen am Penis führen können. Im schlimmsten Fall drohen gerissenen Blutgefäßen, Vernarbungen des Penisgewebes, ästhetischen Problemen oder im Extremfall sogar zu einem kompletten Gefühlsverlust! Dazu besteht auch immer die Gefahr, dass die Erektionsfähigkeit auf der Strecke bleibt.
Für eine wirksame dauerhafte Penisverlängerung durch Jelqing und andere Stretching Methoden gibt es keinerlei medizinische Belege!
Gewisse Stretch-Techniken und Übungen für den Penis haben sich in der andrologischen Medizin dennoch bewährt und können bei der postoperativen Nachsorge zum Einsatz kommen. Sie sollten aber nicht ohne Anleitung eines Andrologen durchgeführt werden.
Penisstrecker, Extender & Penispumpen
Neben den oben genannten Massage Techniken versuchen diverse Webseiten auch Penis-Extender und Penisstrecker anzupreisen, die ebenfalls zu einer natürlichen Penisvergrößerung führen sollen.
Tatsächlich werden solche Extender (Phallosan und andere) in der Andrologie zu Therapiezwecken eingesetzt, jedoch vor allem um Männern, die an einer erworbenen Penisverkrümmung (IPP) leiden, zu helfen.
In Kombinationstherapie mit XIAPEX Injektionen werden Penisstrecker eingesetzt um einen krummen Penis zu begradigen. Durch die konstante Streckung des Penis wird die Plaque der Induratio penis plastica zusätzlich aufgeweicht und der Begradigungsprozess verstärkt.
Genauso werden Penispumpen, also medizinische Vakuumpumpen als Hilfsmittel in der Andrologie eingesetzt. Hauptzweck ist hierbei jedoch Männern mit Potenzproblemen beim Erlangen einer Erektion zu unterstützen. Durch den Unterdruck fließt mehr Blut in den Penis und er erscheint tatsächlich vorrübergehend größer. Eine dauerhafte Auswirkung auf die Penisgröße hat das aber nicht.
Man sollte die versprochenen übertriebenen Ergebnisse bei der Verwendung von Penispumpen und Penisstreckern mit Vorsicht betrachten. Auch hier lauern wieder Gefahren: Wer übertreibt und sein Glied zu stark streckt und das Gewebe schädigt, riskiert, dass darunter die Erektion leidet oder es anderen Verletzungen kommt.
Pillen, Nahrungsergänzungsmittel & Cremen
Von der Verwendung von im Internet zur Vergrößerung des Geschlechtsteils propagierten Tabletten, Kapseln, Nahrungsergänzungsmitteln und Cremen ist dringend abzuraten. Im besten Falle bestehen diese Präparate aus ungefährlichen Substanzen und haben überhaupt keine Wirkungen, im schlimmsten Fall ziehen sie böse Nebenwirkungen nach sich.
Neben der Gefahr, einen gesundheitlichen Schaden zu riskieren gibt es keine wissenschaftlichen Daten über die Wirksamkeit der umworbenen Produkte.
Eine Penisvergrößerung ohne OP ist nicht möglich
Eine Penisvergrößerung ohne OP ist medizinisch nicht möglich. Eine Penisverlängerung ist nur durch einen chirurgischen Eingriff möglich, bei dem die Penishaltbänder durchtrennt werden (Ligamentolyse). Dadurch ist ein Längenzuwachs 2,5 bis 6 Zentimeter im schlaffen Zustand, 0,5 bis 2 Zentimeter im erigiertem Zustand realistisch. Eine Penisaugmentation, also eine Verdickung des Penis ist durch Eigenfetttransfer oder Hyaluronsäure möglich, wobei durch diesen Eingriff der Umfang des Glieds um 3 bis 6 Zentimetern vergrößert werden kann.
Während die operative Verlängerung und die Verdickung mit Eigenfett ein permanentes Ergebnis liefert, ist die Penisverdickung mit Hyaluronsäure nicht permanent, da Hyaluronsäure vom Körper abgebaut wird und man sie nach ungefähr einem Jahr wieder nachspritzen müsste.